Am 05.11.2023 wurde die 15. Woche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt in Gevelsberg eröffnet und gleichzeitig der Opfer des Novemberpogroms 1938 und den zahlreichen weiteren Opfern rechter Gewalt gedacht. Die IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper hatte gemeinsam mit der VVN BdA Ennepe-Ruhr und der Stadt Gevelsberg in den Saal des Rathauses geladen.
Nach einer Einführung durch die erste Bevollmächtigte der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper, Clarissa Bader begrüßte der Gevelsberger Bürgermeister Claus Jacobi die Anwesenden und machte deutlich: „Unsere Stadt hat keinen Platz für Rassismus und Gewalt. Gevelsberg ist eine tolerante Stadt, die offen für kulturelle Vielfalt und für neue Ideen ist. Um dieses tolerante und weltoffene Verständnis der Bürgerschaft weiter zu stärken, engagiert sich das Aktionsbündnis für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt Jahr für Jahr. Auch, beziehungsweise gerade im Hinblick auf die aktuelle Situation im Nahen Osten, ist es unsere Aufgabe als Demokratinnen und Demokraten für ein gewaltfreies Miteinander zu sorgen. Wir tragen dafür Sorge, dass in unserem schönen Gevelsberg alle Menschen gleich welcher Nationalität, Herkunft oder Religion friedvoll und ohne jede Diskriminierung zusammenleben können.“
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch Gudrun Edelkötter die mit ihrer Violine und den vorgetragenen Stücken eine festliche und doch auch mahnende Stimmung in den Ratssaal brachte.
Daniel Irschei, Gewerkschaftssekretär der IG Metall hielt die Gedenkrede mit dem Schwerpunkt der inhaltlichen und geschichtlichen Einordnung der Pogrome gegen Jüdinnen und Juden zu Zeiten des Nationalsozialismus. Eine solche Gedenkrede kann aber im Hinblick auf den grausamen Angriff der Hamas auf Israel im Oktober und Israels Reaktion darauf nicht ohne Positionierung hierzu gehalten werden, was dem Kollegen eindrucksvoll gelang.
Irschei mahnte: „Wir brauchen eine lebendige Form der Erinnerung und einen aktiven Widerstand gegen rechte Parolen und Rechtspopulismus. Den ja Vergangenheit ist Vergangenheit, wir können an ihr nichts mehr ändern. Aber wir können aus der Vergangenheit lernen. Und wir können nicht nur, wir müssen. Um die Opfer des Nationalsozialismus willen und um unser selbst willen. Wir können unsere Vergangenheit nicht einfach wegwischen. Sie ist Teil unserer deutschen Identität und wir sollten aktiv handeln um nicht die gleichen Fehler zu wiederholen.“
Weiter führte er aus „Die erneute Eskalation im Nahen Osten mit dem Angriff der Hamas auf überwiegend Zivilisten mit über 1000 Toten und Verletzten, ist ein weiterer trauriger Punkt in der Geschichte der zu weiteren Toten führen wird. Die Toten werden nicht nur Soldaten sein, sondern viele Zivilisten. Die ewige Gewaltspirale aber, die immer weiter befeuert wird muss durchbrochen werden. Israel muss sein legitimes Sicherheitsbedürfnis und Palästina seine legitime Hoffnung auf einen unabhängigen Staat verwirklichen können. Eine Bodenoffensive im Gazastreifen wird nicht für Frieden und Sicherheit sorgen und nur weitere Gewalt nach sich ziehen. Raketen, seien sie abgefeuert aus dem Libanon von der Hisbollah oder aus dem Gazastreifen von der Hamas werden ebenso nicht für Frieden sorgen oder dafür das eine Seite nachgibt und auch nicht zu einem eigenen Staat führen. Ebenso werden israelische Bombardierungen von Wohnhäusern oder der für die Zivilbevölkerung wichtigen zivilen Infrastruktur, nicht ihr Ziel erreichen. Um es mit den Worten von Gandhi zu sagen „Auge um Auge und die Welt ist blind“.“
Auf die Situation in Deutschland geblickt stellte er fest: „Der Konflikt hat auch Auswirkungen in Deutschland. Klar ist: Es ist völlig inakzeptabel, wenn Menschen das Massaker der Hamas feiern und Antisemitismus schüren. Wenn jüdisches Leben angegriffen und gefährdet ist, müssen wir diesem entschlossen entgegentreten. Es ist ebenfalls inakzeptabel, wenn pauschal alle Muslime, Palästinenser*innen, Menschen mit arabischem Migrationshintergrund oder arabisch aussehende Menschen unter Generalverdacht gestellt werden. Viel zu oft wird, auch in unseren Medien, zu undifferenziert Berichtet. Palästina ist nicht die Hamas und Hamas nicht Palästina, genauso wenig wie die Hisbollah den Libanon repräsentiert oder der Islamische Staat den Islam. Wir können als Gesellschaft nur wachsen, wenn wir miteinander reden, diskutieren, Kompromisse finden, uns gemeinsam gegen Rechtes und menschenverachtendes Gedankengut stellen.“
Die Veranstaltung wurde beendet mit der Kranzniederlegung vor dem Mahnmal auf dem Rathausplatz.
Anschließend hatte die VVN BdA Ennepe-Ruhr zu einer Veranstaltung im kleinen Kreis in den Sitzungssaal der IG Metall eingeladen, um den verstorbenen aktiven Mitglieder Willi Ebbinghaus, Heinz Müller und Karlheinz Berger-Frerich zu gedenken.
Die zahlreichen weiteren Veranstaltungen zur Gevelsberger-Woche können hier nachgelesen werden: 15. Gevelsberger Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt / Stadt Gevelsberg