Tarifrunde Metall-Elektro 2024

2.000 Warnstreikende in Gevelsberg

30.10.2024 | Wir haben die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie zu einem gemeinsamen Warnstreik unserer Region aufgerufen. Zweitausend Menschen haben deutlich gemacht, dass sie sich Sicherheit und Zukunft wünschen und dafür 7 Prozent mehr Entgelt und 170 Euro mehr für die Auszubildenden fordern.

Foto: Thomas Range

Ab acht Uhr treffen die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Warnstreiks in Gevelsberg auf dem Hof der IG Metall Geschäftsstelle ein. Bei Kaffee, Getränken und warmer Suppe wird sich begleitet von Musik auf den Warnstreik eingestimmt. Kurze Zeit später kommen die ersten Busse an: Zahlreiche Betriebe aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, aus Witten und Wuppertal sind vertreten. Langsam wird es kuschelig auf dem Hof, die Kolleginnen und Kollegen an der Ausgabestelle für rote Mützen und Schals mit dem Schriftzug “Solidarität gewinnt” sind gut beschäftigt.

Gegen halb zehn formiert sich der Demozug auf der Straße vor dem Gebäude der IG Metall. Mathias Hillbrandt, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper heizt den Warnstreikenden per Megaphon ein und begrüßt Schaulustige, die aus ihren Fenstern schauen und den Demozug fotografieren. Auch den wartenden Verkehrsteilnehmern und der Polizei wird gedankt, denn wir haben den Verkehr in Gevelsberg lahm gelegt.

Über mehrere Straßen geht der Marsch bis der Kundgebungsplatz am Ennepestrand erreicht ist. Dort erwartet der Musiker Heiko Fänger die 2.000 Warnstreikenden mit seiner Gitarre und Gesang.

Als erster Redner spricht Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer in der Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie. Er stellt dar, wie die Arbeitgeber sich in den Verhandlungen verhalten haben und macht deutlich, dass ihr Angebot viel zu niedrig und die Laufzeit viel zu lang sei. Außerdem müssten die freien Tage zur Pflege von Angehörigen ausgeweitet werden. Und wer Kinder hat, müsse auch für sie da sein können, wenn sie älter als 8 Jahre alt sind.

Während Jurica Lucic, Jugend- und Auszubildendenvertreter, zum Mikrofon greift, stellen sich Auszubildende mit einem Transparent mit der Jugendforderung vor die Bühne. Juri erklärt, dass die Forderung von 170 Euro mehr für Auszubildende richtig ist und bringt die Menge von der Bühne aus dazu, einen Sprech-Chor zu machen. Dafür gibt es großen Applaus der Warnstreikenden.

Frank Blasey, Betriebsratsvorsitzender von ZF in Witten, berichtet von dem Umgang mit der Mitbestimmung bei ZF. Der Konzern wolle bundesweit 14.000 Stellen streichen und auch am Standort in Witten bestünde die Gefahr, dass dort Arbeitsplätze wegfallen. Noch während die Geschäftsführung mit dem Betriebsrat in Gesprächen über verschiedene Szenarien war, kündigte sie plötzlich der Belegschaft an, dass sie den Abbau von über 350 Arbeitsplätzen favorisiere. Der Betriebsrat jedoch habe Vorschläge, wie weitaus weniger Personal abgebaut werden müsse - und dies vor allem sozialverträglich.

Anschließend kommt Florian Budnick von dormakaba in Ennepetal zu Wort. Er ist dort der Leiter der Vertrauensleute und Mitglied des Betriebsrats. Die Firma mache Gewinne und die Forderung von 7 Prozent sei absolut berechtigt.

Zum Schluss gibt es spontan noch ein paar Gesangseinlagen auf der Bühne. Ein Warnstreikender hat so begeistert “Bella Ciao” mitgesungen, dass er direkt auf die Bühne gebeten wird und dort weitersingen kann. Heiko Fänger improvisiert ein bisschen und bezieht auch Mathias Hillbrandt mit ein, der sein Talent zum Reimen entdeckt. Die Stimmung ist mitreißend und mit lauten Sprechchören ("Was wollt ihr? - “7 Prozent!” und “Was wollt ihr?” - “170 Euro!”) wird die Kundgebung beendet. Für den Warnstreik ist länger aufgerufen, denn auf viele der Teilnehmenden wartet noch die Rückfahrt per Bus.

Wir danken allen 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die heute ihr Recht auf Warnstreik wahrgenommen haben und nach Gevelsberg gekommen sind. Ihr seid der Wahnsinn und stärkt so der IG Metall bei den Tarifverhandlungen den Rücken! 

Die Warnstreiks sind noch nicht vorbei - morgen wird weiter verhandelt, aber wir sind bereit, um nächste Woche direkt weiterzumachen!

 

Von: ed

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